Eigentlich der Plan „Original Delfter Fliesen“ aus der Zeit des Hausbaus zu finden. Man findet, aber Mann und Frau sind nicht wirklich bereit pro Fliese eine zweistelligen Betrag auszugeben.
Also nach Alternativen gesucht … und in Form einer Fliesenmanufaktur in den Niederlanden gefunden. Die Fliesen sind zwar nicht Antik, aber per Hand nach original Vorbildern hergestellt.
Die Auswahl fiel auf farblich gemischt weiße Fliesen (Format 13x13cm²) mit
a) friesischen „Ochsenköpfen“ als Muster über dem Kochfeld
und b) mit ein paar Motiven gemischt auf der Spüleseite.
Und wenn wir dann schon dabei sind, haben wir im Rahmen des Einbaus des neuen Fensters auch gleich eine nette geflieste Fensterbank mit eingebaut.
Hatten wir beim Kauf nicht so direkt auf der Restaurationsliste, aber innerhalb der letzten 2 Jahre hat sich der Zustand des Reets im Süd/West Teil des Daches doch schon recht dramatisch verschlechtert. Der Stangendraht/Saumdraht schaute schon an diversen Stellen durch und auch die vorhandenen Fauna/Flora war nicht mehr zu ignorieren. War zwar noch dicht, aber lang hätte es nicht mehr gehalten.
Somit in einem Rutsch mit dem Schornstein und mit freundlicher Förderung durch das LLUR Schleswig Holstein sind wir dann die Süd/West Anteile des Daches angegangen.
Ein wenig Reet …
Stieg ~ 20 Bund Reet
… ein offenes Dach, ein paar große Folien …
… noch rasch einen Balken gefixt und einen Ständer eingebaut …
Der alte Schornstein, nett gelegen in der Küche war ja leider nun schon vor unserer Zeit in dem Haus aufgrund eines massiven Wasserschadens abgerissen worden. Die Reste bis zur Decke EG waren noch hinter Rigips versteckt und wir haben Selbige im Zuge Umbau Wohn/Schafzimmer und Küche vollständig entfernt.
Leider gibt es nach Abbruch keinen Bestandsschutz und ein neuer Schornstein muss gemäß der aktuellen Bestimmungen eingebaut werden. Heißt: Einbau zentral im First, Überstand First, da Reetdach mindestens 1m.
Bot sich dann an, den Schornstein in einem Rutsch mit der Reetsanierung zu erledigen. Somit haben wir unserem Lieblingsmaurer gefragt und er hat dann mal eben mit ein wenig Hilfe am ersten Tag vom Boden der Loodiele bis zum Reet …
am zweiten Tag dann die Anfänge außen und am dritten Tag FERTIG. Verkleidung mit guten alten Ziegeln (die aus dem Haubarg nebenan). Optik ist nicht ganz so wie früher, da die Luftansaugung nun mal den heutigen Ansprüchen genügen muss, passt aber durch die alten Steine noch gut zum Haus.
Nächster Schritt hier dann ein schöner Grundofen … wir sind auf der Suche.
Wir haben Arno getroffen! Arno beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit der Historie und Analyse alter Häuser besonders in Stapel. Er hat Wochen in den Archiven des Landes Schleswig-Holstein, der Ortschaften und Gemeinden verbracht. Dabei hat er so ziemlich alle Informationsquellen aufgetan und uns freundlicherweise geholfen durch die verfügbaren Register, … unser Haus zu finden und die Historie zu verfolgen.
Also, eindeutig zuordnen lässt sich das Haus in der Mutterrolle, Erdregister, Grabregister (Häuser hatten damals offensichtlich ein zugeordnetes Grab – man lernt nie aus), Steuerregister und Versicherungsregister.
Was haben wir gelernt? Die Bebauung auf unserem Grundstück lässt sich bis ca. 1750 zurückverfolgen. Wichtig für uns
bestehendes Gebäude auf dem Grundstücken 162/163 (Haus 68, später 67) am 7.12.1985 vollständig abgebrannt (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1781)
Neubau 1786, Eigentümer: Hans Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1781)
Eigentümer: Hans Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1791)
Eigentümer: Hans Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1801)
1818, Eigentümer: Peter Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1811)
obige Daten bestätigt durch Grabbuch
allerdings zusätzlich:
1864, Eigentümer: Hans Bohn
1868, Eigentümer: Christian Holst
weitere Quellen:
1867 Gebäudesteueregister (Quelle: LAS, Abt. 309, Nr. 1952, Pos. 68)
1/2 Staven Nr. 67, Bezeichnung Erdbuch 116
A) Wohnhaus mit geringem Hofraum und Garten 97 Quadatruthen (preußische Quadratruthe ca. 14.2m²); 1 Stockwerk; Umfassungswände massiv; Dach Stroh; Zustand schlecht; 1 beheizbare Stube, 1 nicht beheizbare Stube, Küche, Milchkammer
B) Stallgebäude; 1 Stockwerk; Umfassungswände massive; Dach Stroh; Zustand schlecht; Raum für 2 Pferde, 2 Kühe
1867 – 1918, Eigentümer: Christian Holst (Quelle: LAS, Abt. 309, Nr. 1952, Pos. 86; LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 66)
1918 – 1928, Eigentümer: Christian Holst jun. (Quelle: LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 66)
1928 – 1933, Eigentümer: Margarethe Holst, geb. Neve (LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 454)
1933 – 1966?, Eigentümer: Jens Friedrich Jensen (LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 402)
1966 – 2020, Fam. Homan
2020 – , Fam. Rasche
Das doch recht hohe Alter erklärt unsere bisher hinter Rigips versteckten Funde:
Die Renovierung des WZ an sich war weitestgehend ereignislos. Ein kleiner Schreck, als wir nach Entfernen der Tapeten in einem kleinen Bereich im Putz Ausblühungen auftaten, die aber so lokal waren, dass man sie fast nicht Ernst nehmen musste. Wir haben dann aber doch eine kleine chemische Horizontalsperre eingebracht. Ob wirklich notwendig – wahrscheinlich nicht, gibt aber ein gutes Gefühl.
Bevor mit dem WZ richtig angegangen sind, haben wir die „Flecke“ ein paar Wochen mit und ohne Starkregen nachverfolgt. Da hat sich nichts verändert, somit die Hoffnung das alles gut ist.
Nun aber der weiße Kasten in der Mitte. Wir haben lange gezögert den anzugehen, da wir die Hoffnung einen schönen weiteren Originalständer zu finden nicht aufgeben wollten. Aber irgendwann muss man der Realität ja in die Augen (bzw. hinters Holz) schauen. Und aus weißen Hülle erstrahlt ein rotes Abwasserrohr ca. 25cm Durchmesser. Erste Untersuchungen ergeben ein doch recht massives Inneres.
Interpretation: Eigentlich müssten in dem Bereich des WZ mindestens 3 Ständer vorhanden sein um die Deckenbalken zu tragen. Sind es aber nicht. Aber auf dem Dachboden kann man in dem Bereich aber einen recht massiven Eichenbalken quer zu den Deckenbalken ausmachen.
Da scheint doch die gewagte Interpretation, dass die Ständer entfernt wurden und die Deckenbalken über einen Oberzug fixiert wurden. Dieser liegt an zwei Enden auf den Wänden auf, in der Mitte wird er halt vom roten Abwasserrohr (das offensichtlich mit Beton verfüllt ist) ein wenig unterstützt. Bei genauem Hinschauen kann man auch noch eine Balken zur Unterstützung der Sparren erkennen. Dieser liegt auf einer Seite direkt auf dem Sturz der Badezimmertür auf, der aber als massiver Stahlträger ausgeführt ist. Nach kurzer Rücksprache mit einem prüfunabhängigen Sachverständigem, gab es grünes Licht und die Statik in diesem Bereich sollte ok sein.
Evtl. noch ein kleines Problem mit einem Ständer in der Lohdiele. Der Oberzug liegt auf dem Deckenbalken der Lohdiele auf, dieser wiederum auf dem leicht maroden Ständer. Den werden wirr wohl im Rahmen des Einbaus der neune Deckenbalken in der Lohdiele / Flur mit austauschen müssen.
Ständer LohdieleAuflage OberzugStänder LohdieleStänder, Kopfband und Deckenbalken
Um ehrlich zu sein, haben wir den maroden Ständer erst nach der kompletten Renovierung des Wohnzimmers gefunden. Er war leider hinter einer Lehm/Strohdämmung versteckt und wir haben ihn erst entdeckt, als wir die Lohdiele angegangen sind.
Egal! Das Wohnzimmer ist in der Zwischenzeit sehr gut nutzbar. Fliesenboden haben wir gelassen wie er war. Sind jetzt nicht die hübschesten Fliesen die man sich vorstellen kann, aber akzeptabel. Praktisch ist es allemal und das die selben Fliesen auch in der Küche liegen, bleiben sie erstmal drin!
Also, Tapeten runter, neu tapeziert, Decke gestrichen, ein paar schöne Möbel, Verkleidung des Betonrohrs mit altem Weichholz, Lampe in der Sitzecke aus antiken Lampen selbst gebaut und die Sache ist zunächst erledigt.
ÜbergangsphaseVerkleidetes BetonrohrDurchgang zum AZ/SZAntike VitrineSitzecke
Erstmal verstehen! und der Versuch einen Art Projektplan mit evtl. etwas vielen Unbekannten aufzustellen.
Hier die Liste der offensichtlichen Fragen:
a) warum ist die Wand zwischen Küche und III so stark ausgeführt?
Antwort nach zwei kleineren Probebohrungen ist ganz einfach … die Wand ist aus Rigips, Kalksandstein, Rigips aufgebaut. Warum auch immer. Immerhin kann man davon ausgehen, dass die Deckenbalken in I-III somit gut und statisch ok auf der KS-Wand aufliegen.
b) warum ist der Durchgang WZ / Küche so niedrig?
Das war schon etwas schwieriger. Aber es gab da eine Rigipsplatte über dem Sturz. Haben wir mal entfernt und
Holländische Ziegel im Innenbereich?
recht sportliche Kabelführung
gefunden. Läuft da doch glatt ein Rähm (evtl. auch ein Fachriegel) quer auf ca. 180cm Höhe durch den Durchgang. Aus welchen Gründen auch immer ist selbiger auch noch mit sehr schönen alten Holländerziegeln (20er -> 10x20x4-5cm³) zumindest teilweise ausgemauert. Zwischen Rähm und Türzarge laufen noch so ein paar Kabel (die immerhin recht neu und fachgerecht ausgeführt scheinen).
c) warum ist die Wand zwischen Küchendurchgang und III zu stark ausgeführt?
Nun ja, da mussten wir schon ein wenig forschen ;=). Ein paar Probebohrungen später (ein Hoch auf die Kreisbohrer, der ein wenig Blicke in die Hohlräume verschaffte) folgendes erstes Bild
ältere Steine
???
neue KS Wand
Die KS Wand (zwischen Küche und III) war wieder gut zu erkennen. Zur Linken tauchten irgendwie ältere Steine auf, mit einem etwas eigenartigem Metall(?)konstrukt in der Mitte. Sollte das ein alter Kaminzug sein? Interessanterweise gab es auf dem Dachboden an exakt dieser Stelle doch wirklich ein neues Brett von ca. 1x1m². Und auf dem historischen Foto ist auch deutlich ein Schornstein zu erkennen, der ziemlich genau an der Stelle liegen könnte. Also die Schlussfolgerung: In der Wand liegt ein alter Kaminzug, ohne Funktion, der eigentlich nur Platz verschwendet!
d) warum hält die Decke in I-III?
Ein wenig eigenartig erschien die Tatsache, dass die Deckenbalken der Räume i-III über eine Länge von ca. 9m nur unterstützt von zwei ca. 10cm starken Leichtbauwänden die nötige Standfestigkeit aufwiesen.
Da wir die Räume ja eh umbauen wollen, erstmal die alten Wände raus! In diesem Kontext ein Hoch auf die Säbelsäge, schwere Hämmer und ein wenig Mut! Einen Tag später konnte man dann auch Fotos von den „Räumen“ machen:
Das zukünftige SZ
Das zukünftige AZ
Insbesondere sehr schön zu sehen, das statische Meisterwerk (oder Wunder?) von 4 ca. 5x15cm starken Kanthölzern, die die Statik der Deckenbalken garantieren! Dann noch am Muster des Estrichs sehr gut der alte Verlauf der Wände zu erkennen.
Und unter dem Deckenrigips ist eine, zwar nicht ganz grade verlaufende, aber sehr schöne alte Holzdecke zu Tage getreten. Die war zwar etwas lädiert und an einiegen Stellen kamen auch kleinere Fehlstellen der Deckenbalken raus
Alte Sparrenaufnahme
Alte Holzdecke
Alte Holzdecke
e) warum sind die Wände en einigen Stellen so stark ausgeführt, wo sind die Ständer geblieben und warum ein Pfeiler direkt im WZ?
Das rauszufinden hat etwas länger gedauert. Hängt aber alles irgendwie zusammen. Es sieht aber so aus, dass um mehr Wohnraum zu schaffen ein Teil der Lohdiele zum WZ umfunktioniert wurde. Um die störenden Ständer (aus heutiger Sicht hätte man die natürlich erhalten) aus dem Weg zu bekommen, hat man derer 2 entfernt und durch einen Oberzug im Dachboden abgefangen. Dabei sind offensichtlich im gesamten WZ Bereich zusätzliche KS Wände aufgemauert worden und zur Unterstützung des Oberzugs ist halt einen Ständer (selbiger war verkleidet und nach Entfernen der Verkleidung hat er sich leider als Betonständer herausgestellt) eingebaut worden.
Damit zum ersten groben Projektplan
Wir waren uns einig: erstmal Innen die wichtigsten Punkte angehen!
Umbau I-III in ein Schlaf- und Arbeitszimmer
Wände/Decke entfernen machen wir selber. Estrich teilweise entfernen, neue Wände stellen, Estrich wieder ausbessern lassen wir machen, Tapezieren, streichen, Boden, Decke machen wir selber.
Entfernen des Schornsteins und gewonnene Fläche zum AZ zuschlagen
Schornstein abreißen und Estrich ausbessern lassen wir lieber eine Fachfirma machen.
WZ komplett Wände / Decke neu tapezieren / streichen
Machen wir natürlich selbst
Duschabtrennung Bad
Die lassen wir mal lieber von einem Fachmann einbauen
Atelier tapezieren, …
machen wir selbst
Küche komplett neu
Bis auf Stromkabel verlegen und Arbeitsplatte machen wir das selbst.
Geschätzter Arbeitsaufwand: maximal 2 Monate. Und danach denken wir dann mal über erste Schritte im Außenbereich vor.
… also die Maße sind so in etwa … Aber der Grundriss stimmt so weitestgehend. Nachdem wir fleißig Maß genommen hatten und auch hier und da mal gegen die Wände geklopft hatten, ergaben sich doch ein paar, wenige Ungereimtheiten.
warum sind im Flur diese eigenartigen Mauern senkrecht zur Lohdiele? Die Mauern senkrecht zur Außenwand halten die Sparren, aber zur Lohdiele ???
warum ist die Wand zwischen Keller und Wohnzimmer ca. 1m stark
warum ist die Wand zwischen Küche und III so stark und eigenartig geformt
warum ist die Wand zwischen WZ und Lohdiele dicker als die Anderen (nicht eingezeichnet)
warum ein holzverkleidetes Etwas mitten im Wohnzimmer
Aber man konnte schon den Grundriss eines klassischen niederdeutschen Hallenhauses erahnen
Grundriss klassisches niederdeutsches Hallenhaus
Offensichtlich wurde Garage/Lager/Bad irgendwann einmal angebaut, aber die Grotdöör, Diele (Lohdiele, WZ), Döns (Küche) und auch Kammer und Pesel (I,II,III) sind doch deutlich erkennbar. Die Ställe sind nun halt Windfang und Flur auf der einen und Teile vom Lager und Bad auf der anderen Seite. Einzige Frage: wo sind all die Ständer und Balken vom Ständerwerk …. aber dazu später.
Der Dachboden hingegen war komplett klar. Alles offen, eine riesige „Halle“ mit mehr als 200m² Fläche. Der Boden komplett mit verschiedensten Bodendielen verkleidet , Reet von unten komplett offen, also eigentlich wie es sein soll. Alle sichtbaren Kabel (auch wenn teils etwas abenteuerlich geführt) sehen seht gut und vertrauenswürdig aus. Die alten Sparren scheinen teilweise erhalten, jedoch etwas vom Holzwurm heimgesucht und weitestgehend mit zusätzlichen Sparren neuerer Bauart verstärkt. SOLLTE NOCH EIN PAAR JÄHRCHEN HALTEN!
Teil des Dachbodens mit deutlich erkennbaren neuen Sparren und Verlattung. Einige ältere Balken oberhalb der Garage (Anbau) sind ebenfalls durch neue Sparren verstärkt. Im rechten Bild ist ein etwas eigenartiges Doppelsparrenkonstrukt zu erkennen. Das treffen wir in der Küche wieder.
So, nun eine kleine Fototour durchs Innere. Der Windfang ist wenig spektakulär. Eingang durch die „schöne“ Biedermeier Haustür, dann 5m² Fläche (Fliesen), Raufaser (Wand und Decke). Highlight ein kleines Sprossenfenster mit sehr schönen alten (antiken?) Zierfliesen.
Fliesenfund im Windfang, hätte man evtl. nicht beschneiden sollen, …..
Der Durchgang zum Flur (aus welchen Gründen auch immer heißt der Raum bei uns jetzt Atelier, aber Flur klingt halt so nutzlos) durch eine wunderschöne (evtl. etwas in die Jahre gekommene) Holztür. Raumhöhe ca. 2m30cm. Im Atelier zur Rechten 2 doppelflügige Holzsprossenfenster (guter Zustand) und halt die beiden schon erwähnten Wände senkrecht zur Lohdiele (Klinker mit Rigips auf den Innenseiten). Fliesen auf dem Boden, ansonsten Rigips, Raufaser – weiß. Laut Maklerin Fußbodenheizung. Schauen wir mal. Vor dem Foto mussten wir leider spontan hinter die Rigipswand schauen – waren halt neugierig – somit ist leider der Versuch des Vorbesitzers die schönen alten Eicheständer zu verstecken nicht in voller Schönheit sichtbar. Leider ist der Stromverteilerkasten etwas im Weg. Aber ohne Strom ist ja auch doof.
Die Rigipsplatten an der Decke sind wahrscheinlich die etwas älter und noch durch Pappnägel gehalten ….
Versteckter Ständer 1
Versteckter Ständer 2
Leicht ramponierte Flurtür
Die wahrscheinlich ältesten Rigipsplatten der Welt
Weiter in Wohnzimmer. Mit ca. 35m² Fläche eine nette Größe. Raumhöhe 2m30cm. Irgendwie stört das verkleidete Etwas fast in der Mitte des Raumes etwas, aber die Nutzung muss ja eh noch geplant werden. Das bekommen wir schon hin. Ansonsten, durchrenoviert, Fliesen, Fußbodenheizung, Raufaser – weiß (bis auf große Teile der Decke, bei denen wohl eher Streichen geübt wurde). Der Raum ist weitestgehend ok, aber sooooooo langweilig, dass wir ganz vergessen haben ihn im Originalzustand zu fotografieren. Warum die Wände so unterschiedlich stark ausgeführt sind erschließt sich (noch) nicht.
Ein besonderes Highlight sind sicherlich die „wunderschönen“ Mahagonitüren mit 4 verschiedenen Klinken an 6 Türen.
WZ (vorübergehend SZ) noch mit Raufaser
WZ (immer noch SZ) ohne Raufaser
Etwas ungewöhnlich geht vom Wohnzimmer das Bad ab. Auch hier eigentlich alles im grünen Bereich. Die leicht beigen Fliesen und Sanitärinstallationen sind evtl. nicht so ganz unser Geschmack, aber alles ok, Fußbodenheizung, Handtuchtrockner, Waschmaschineanschluss, alles ok!
Weiter in den Kammer und Peselbereich. Der liegt auf einer etwas anderen Bodenhöhe als das Wohnzimmer und man 2 Stufen rauf. Leider ist die Decke nicht höher und die Raumhöhe 2m und drunter. Hier gibt es noch offen liegende Eichedeckenbalken (schlecht grün lackiert), die die Raumhöhe doch an einigen Stellen noch deutlich reduzieren. Aber wunderschöne Holzsprossenfenster, zweiflügelig und nach Außen zu öffnen. Auf dem Boden einfachstes Laminat, aber eigentlich alles ordentlich und in wirklich akzeptablem Zustand. Nur die Aufteilung der Räume war einfach eine Katastrophe. 3 winzige Zimmerchen bei denen leider auch noch große Teile des Raums durch die Zugänge verschwendet wurden. Keine Chance Fotos zu machen, zu kleine und verwinkelt.
Retour ins Wohnzimmer und in die Küche. Diese liegt nochmal auf eine anderen Höhe und man muss nur eine Stufe hoch. Die Küche teilt sich auf in einen Bereich für eine Essecke und einen länglichen Bereich für die Küchenzeile. Auch hier sieht alles weitestgehend ok aus. Ein wenig problematisch ist der Zugang mit einer Höhe von nur ca. 1m80cm. Warum ist komplett unklar! Auch hier Bodenfliesen und Raufaser – weiß. Ein offen liegender Weichholzbalken neueren Datums und ein weiß übertünchter alter Balken der ca. 20cm aus der Wand ragt und offensichtlich einen weiteren diagonal verlaufenden Balken stützt. Heizkörper in der Essecke, Fußbodenheizung in der Küche.
Mmmmmmh
Küchenzeile
Von der Küche geht ein kleiner Kellerraum ab. Da ist dann nochmal eine weitere Bodenhöhe ca. 30cm unterhalb des Wohnzimmerbodens und man muss 4 Stufen runter. Der Bodenbelag hat schon einiges an Feuchtigkeit gesehen, besteht aber aus historischen Terracotta – Fliesen. Ansonsten sind im Keller Hausanschlüsse und die Heizung verbaut. Sollte als Lagerfläche eigentlich ausreichen.
kleiner Kellerraum
Heizung
Verteilung
WUnderschöne historische Terracotta Fliesen – bedürfen etwas Liebe
ERSTES FAZIT: Es könnte sein, dass wir einen recht guten Kauf getätigt haben. Alles sieht einigermaßen ok aus. Man wird noch ein paar Ecken finden, aber auf den ersten Blick – keine größeren Probleme mit Feuchtigkeit (riecht auch nicht modrig), Elektroinstallationen weitestgehend ok, Sanitärinstallationen ok, Heizung ok …. nur die Raumaufteilung lässt etwas zu wünschen übrig. Und dann ist da noch der Aspekt des Hallenhauses – viel Historisches gibt es leider nicht mehr in dem Haus.
So, nun sind wir also stolze, aber doch etwas verhaltende, Besitzer eines niederdeutschen Hallenhauses. Es ist ja schone ein kleines Abenteuer ein ca. 200 Jahre altes Haus zu erwerben. Eigentlich muss ja etwas schief gehen und/oder wir zumindest etwas Unerwartetes in dem Haus finden.
Nun gut. Initiale Statusaufnahme AUSSEN: Auf den ersten Blick gar nicht so schlecht (sonst hätten wir es ja auch nicht gekauft ;=)).
Aber der Reihe nach:
Die Haustür, massiv Eiche, ein paar Risse (gut zur Lüftung), null isoliert, und irgendwie wohle ehr Biedermeier als friesisch (ich weiß, die beiden Begriffe sind nicht vergleichbar ….). Ist eigentlich richtig nett, passt aber nicht wirklich zum Haus. Wollen wir mal nicht so kritisch sein und lassen das gute Stück erstmal drin. Das Quietschen über den Boden bekommen wir mit der Säge schon hin!
Die Haustür erscheint Biedermeier
Rechts der Tür kann man schön das doch noch recht neue Mauerwerk im nördlichen Teil des Hauses erkennen. Links entsprechend etwas älteres Material.
Das Mauerwerk, schon etwas komplizierter! Im Osten sieht es ganz gut aus (ein paar kleinere Risse, aber nichts worüber man sich wirklich Sorgen machen muss).
Im Norden ist die Mauer weitestgehend erneuert und sieht TOPP (evtl. nicht so ganz historisch) aus.
Der Gebäudeteil im Westen (scheint noch komplett original) eigentlich auch noch ganz ok, aber … ein paar Risse, ein paar gebrochene Steine, leider Fugen, die häufig den Begriff Fuge nicht mehr verdienen und leider auch teilweise schon mit Zementfugenmasse „repariert“ wurden. Sieht sch… aus und passt auch vom Material nicht zum Stein. Da muss etwas passieren.
Im Süden ist ein Großteil der Wand neu aufgemauert und mit neuen Klinkersteine verblendet. Passt definitiv NULL zum Haus. Ist aber neu, dicht, intakt, …
Der Anbau im Süden sieht ok aus. Der aufgebrachte weiße Putz ist schon etwas gewöhnungsbedürftig …
Westwand – Original
Westwand
Westwand
West- und Südwand
Ostwand
Nordwand
Schönes Fenter – Putz – Kein Kommentar
Nordwand – Döns
Südwand Scheune
nicht mehr ganz neu
nicht mehr ganz neu
nicht mehr ganz neu
Die Fenster, im alten Teil aus Holz und in einem gerade noch akzeptablem Zustand. Im Norden gibt es eine Terrassentür aus Kunststoff. Dito in der Neubauwand im Süden, hier auch plus Fenster. Dann noch ein paar kleiner Holzfenster im Norden. Und leider zwei, durch durch Glasbausteine ausgetauschte Scheunenfenster. Im Dach (Ost, West) zwei kleine Gaubenfenster, auch ok!
Nord
West
West
Dann noch die Scheunentüren, nunja, sie geht auf und zu. So ganz im Lot steht sie nicht mehr und der Querbalken (Sturz) in der Lohdielentür war sicherlich auch schon mal grader. Die Garagentür hingegen ist topp und läuft auf der Eisenschiene wie geschmiert. Dann noch die Bodenaußentür, scheint auch ok.
Lohdielentür
Gaubenfenster
Garagentor – Glasbausteinfenster
Das Reetdach, ist ja immer so eine Sache. Sollte ja mindestens 45° haben, damit die Feuchtigkeit schnell abzieht. Dann kann das Dach 40 Jahre halten. Bei uns die Lage wie folgt: Norden (geringe Neigung) in den letzten Jahren offensichtlich erneuert – guter Zustand; Osten und Südteil Scheune (gute Neigung) etwas älter – guter Zustand, Wetterseite (Südwest, West) etwas älter – schlechter Zustand (Drähte scheuen raus, Reet ist ziemlich dünn und verwittert).
Westen – sehr dünnes Reet
Draht – Dünnes Reeth
Scheune Süd – OK
Norden – Topp
Süden – Dünnes Reeth
Süden
Der Pferdestall, ist ein gewagtes Konstrukt aus Stall (gehört uns) und Riesencarport (gehört noch dem Vorbesitzer). Fazit hier ist: er steht noch! Auf den zweiten Blick kommt Hoffnung auf, dass er auch bis zur Renovierung (hat nun nicht höchste Priorität) durchhält. Das Holz ist doch schon recht angefressen, aber weitestgehend fühlt er sich noch ganz stabil an.
Pferdeboxen
Stall (Carport links gehört leider noch dem Vorbesitzer)
Die vage Idee sich ein „Ferienhaus“ zuzulegen haben wir in den letzten Jahren mehr als einmal diskutiert. Aber irgendwie sind wir nie so weit gekommen, dass wir konkrete Pläne schmieden konnten. Welches Land, wie groß, für die ganze Familie, …
Dann kam Corona und wir haben unsere momentane Situation nochmal überdacht. Vor einigen Jahren hat es uns aus Hamburg über Seattle und Bosten gen Schwaben verschlagen. Eigentlich fühlen wir uns in der süddeutschen Diaspora recht wohl und genießen die nahen Alpen, die freundlichen Leute, das Wetter … Aber, es ist doch ganz anders als im Norden und es stellte sich die Frage, ob wir unser Altenteil (sind noch ein paar Jahre, aber man muss ja mal nachdenken) hier, oder vielleicht doch lieber im Norden verleben wollen. Dank Corona wurde der Plan uns ein wenig Offroad in Albanien und Montenegro zu bewegen ein wenig schwierig. Somit sind wir im Mai ein paar Tage gen Norden gefahren, haben alte Freunde, Mütter und Kinder besucht.
Und es hat uns so richtig gut gefallen!!
Ziemlich spontan kam die Idee auf, vielleicht finden wir ja eine nette Immobilie im Norden, nicht zu weit von der Nordsee, mit viel Charme … Noch am gleichen Tag bei diversen Immobilienportalen registriert. Angebote gab es viele – der Charm war bei den meisten Häuschen evtl. nicht ganz so ausgeprägt.
Wieder im Süden entwickelte sich so ganz sutsche die Idee: vielleicht etwas historischen, mit Reet, ein Friesenhaus. Nach ausgiebigem Studium der Angebote wurde schnell klar: RENOVIERTE REETDACHHÄUSER HABEN IHREN PREIS! Und der ist im Zweifelsfall zu hoch – besonders in Küstennähe. Da haben wohlhabende Investoren aus dem Süden schon zugeschlagen (evtl. sollte ich diesen Satz nochmal überdenken ;=) ).
Die Idee hat uns aber absolut fasziniert und somit ging die Suche nach einem Objekt mit Historie, noch nahe am Originalzustand, bevorzugt gut erhalten los. 4 Wochen später sind wir wieder gen Norden und haben ein paar dieser Schätzchen verteilt über Nordfriesland besichtigt. Das Ergebnis war doch sehr ernüchternd. Die Häuser waren alle in zum Teil erbärmlichen Zustand, insbesondere waren in den vergangenen Jahrzehnten (Hunderten=) bei fast allen Häusern massive Umbauten, oft sehr unprofessionell erfolgt, dass die Motivation zum Kauf doch eher moderat ausfiel. Aber wir hatten gelernt die Immobilienanzeigen ein wenig besser zu interpretieren. Hatte sich also eigentlich doch gelohnt.
Soweit, so gut! 6 Wochen später ein weiterer Versuch. Und diesmal war Haus #2 ein guter Treffer. Im Ortskern, aber doch nur 300m zur Treene, Reet einigermaßen ok, schon einmal etwas saniert (dabei leider die Fenster im sehr unpassendem 70er Jahre Style). Lage und erster Eindruck waren ok. Also sind wir mit einem Bauunternehmer durch und haben ein wenig geplant. Fenster, Bäder, Küche, Elektrik, … muss alles komplett neu. Ein Zimmer war leider komplett mit den Hausanschlüssen verbaut (hätte man aber in den Griff bekommen können) und die Außenwände hatten ein paar Risse. Der Bauunternehmer war recht optimistisch, dass man dass mit ein paar Euronen alles in den Griff bekommt.
Wir waren ziemlich entschlossen, haben dann aber lieber noch eine zweite Meinung von einem weiteren Bauunternehmer und Zimmermann eingeholt. Hier kam das Feedback, dass leider einer der Diagonalsparren ein wenig angegammelt war und leider auch die Hauswand im Firstbereich bereits massive Schäden hatte und wohl auch die Risse daraus resultierten. Alles machbar, aber halt kostenintensiv.
Die Info musste erstmal verdaut werden! Wir haben den spitzen Bleistift zu Hand genommen und geboten, was uns das Haus in dem beschriebenen Zustand Wert erschien. Die Maklerin (in diesem Fall übrigens eine sehr gut informierte Person, die alle meine Vorteile gegenüber dieser Berufsgruppe widerlegt hat) war optimistisch, dass der Verkäufer auf das Angebot eingeht. Zwei Tage später der Anruf, dass uns ein weiterer Interessent deutlich überboten hat. Nun ja, wir hätten mehr bieten können, haben wir aber nicht, da es uns nicht sinnvoll erschien.
Also eine weitere Runde. Dieses mal war ein schönes L-förmiges Haus dabei, das laut Maklerin (dieses mal leider eine Vertreterin, die alle unsere Vorurteile vollständig bestätigt hat) weitestgehend saniert sei, fast neues Reetdach, fertig zum Einzug sozusagen. Dafür war der Preis des Hauses evtl. etwas zu gering … Aber was soll man sagen, es war irgendwie Liebe auf den ersten Blick. Ein Ständerhaus (Hallenhaus) mit niedriger Reetdachtraufe. Weitestgehend durchrenoviert (evtl. ein wenig kostenoptimiert), akzeptables Bad, Fußbodenheizung, recht neuer Heizkessel, und wir haben trotz intensiver Suche keine feuchten Wände oder Ähnliches gefunden. Dachstuhl weitestgehend ok, Reet – naja. Zumindest eine Seite bedarf etwas Auffrischung.
Einziger Nachteil: liegt direkt innerorts an einer Bundesstraße. EGAL: wir haben in Hamburg direkt an der Bahn gewohnt. Also umgehend ein Angebot abgegeben und auch die Zusage der Verkäuferin bekommen. Dank der doch sehr eigenwilligen Unterstützung der Maklerin ist es in der Folge leider zu diversen Missverständnissen mit dem Verkäufer gekommen. Nachdem wir die Maklerin außenvor gelassen haben, hat es dann geklappt und 4 Monate später war der Kauf abgeschlossen und wir besitzen seit dem ein Refugium im Norden!
Eigentlich wissen wir so gut wir gar nichts von dem Haus. Baujahr – unbekannt. Überliefert ist, dass es vor 1850 erbaut wurde. Wann? Keine Infos. Allerdings ist es bis ca. 1963 noch rein landwirtschaftlich genutzt worden. Danach hat es der Vorbesitzer erworben und angefangen, das Haus nach damaligen Vorstellungen für seine Familie umzubauen.
Natürlich gibt es so gut wie keine Unterlagen. Pläne – nein, Statik – Fehlanzeige, Baugenehmigungen – natürlich nicht.
Aber man hat ja Bestandswahrung und das Haus steht in dem Zustand seit 1966. Also was soll schon passieren.
Hier mal eine Liste unseres Kenntnisstands:
Klassisches Hallenhaus mit Lohdiele, Pesel, Kammer und Döns
Definitiv vor 1850 erbaut
In weiten Teilen noch erhalten und erkennbar
1966 komplett saniert und dabei stark umgebaut
Teil der Lohdiele abgemauert zum Wohnzimmer (hier gibt es jetzt doppelte Wände). Dabei sind leider ein paar Ständer entfernt worden. Die Originaldeckenbalken sind allerdings noch erhalten, aber über einen Oberzug und einen Betonpfeiler abgefangen.
Ähnliches in der Garage (s.u.). Auch hier ist die Stabilität der Decke (hoffentlich ;=) ) über zwei Oberzüge gesichert. Dadurch haben wir zwei Pfeiler weniger und viel Platz.
Pesel und Kammer sind zu 3 Zimmern zusammengelegt mit interessanter Raumaufteilung. War wohl den 3 Kindern des Vorbesitzers geschuldet.
Der Schornstein ist im Dachbereich entfernt worden, im Erdgeschoss aber noch vorhanden und hinter einer Leichtbauwand versteckt.
Mindestens zwei Ständer in der Lohdiele sind durch eine Ziegelwand ersetzt worden
Teile der Außenwand sind ersetzt worden. Ca. 50% scheint aber noch original.
Alle im Wohnbereich verbliebenen Ständer sind hinter Leichtbauwänden versteckt
Die Scheune (Anbau neben der Lohdiele) ist teilweise als Garage und Lager umgebaut. Ein Teil ist vom Wohnbereich zugänglich und nun das Bad.
Fenster und Terrassentür im Wohnzimmer und Küchenaußentür leider nicht passend zum Haus
Reetdach ist in Teilen in einem sehr guten Zustand, in Teilen auch kurz vor der Notwendigkeit des Austauschs
Dachboden ist komplett frei zugänglich. Der Dachstuhl scheint ein wenig geneigt (Sturmschaden?) und ist schon zu großen Teilen mit zusätzlichem Gebälk verstärkt.
Das Ganze ist also in einigen Teilen nicht schön, hat aber den Vorteil, dass man eigentlich mit lediglich ein paar Schönheitsreparaturen das Haus bewohnen könnte.
Es gehört noch ein Pferdestall (sicherlich nicht aus dem 19 Jahrhundert) und ein kleine Koppel dazu.