Archivarbeit

Wir haben Arno getroffen! Arno beschäftigt sich seit mehr als 10 Jahren mit der Historie und Analyse alter Häuser besonders in Stapel. Er hat Wochen in den Archiven des Landes Schleswig-Holstein, der Ortschaften und Gemeinden verbracht. Dabei hat er so ziemlich alle Informationsquellen aufgetan und uns freundlicherweise geholfen durch die verfügbaren Register, … unser Haus zu finden und die Historie zu verfolgen.

Also, eindeutig zuordnen lässt sich das Haus in der Mutterrolle, Erdregister, Grabregister (Häuser hatten damals offensichtlich ein zugeordnetes Grab – man lernt nie aus), Steuerregister und Versicherungsregister.

Was haben wir gelernt? Die Bebauung auf unserem Grundstück lässt sich bis ca. 1750 zurückverfolgen. Wichtig für uns

  • bestehendes Gebäude auf dem Grundstücken 162/163 (Haus 68, später 67) am 7.12.1985 vollständig abgebrannt (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1781)
  • Neubau 1786, Eigentümer: Hans Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1781)
  • Eigentümer: Hans Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1791)
  • Eigentümer: Hans Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1801)
  • 1818, Eigentümer: Peter Bohn (Quelle: Brandversicherungs-Kataster 1811)

obige Daten bestätigt durch Grabbuch

allerdings zusätzlich:

  • 1864, Eigentümer: Hans Bohn
  • 1868, Eigentümer: Christian Holst

weitere Quellen:

  • 1867 Gebäudesteueregister (Quelle: LAS, Abt. 309, Nr. 1952, Pos. 68)

1/2 Staven Nr. 67, Bezeichnung Erdbuch 116

A) Wohnhaus mit geringem Hofraum und Garten 97 Quadatruthen (preußische Quadratruthe ca. 14.2m²); 1 Stockwerk; Umfassungswände massiv; Dach Stroh; Zustand schlecht; 1 beheizbare Stube, 1 nicht beheizbare Stube, Küche, Milchkammer

B) Stallgebäude; 1 Stockwerk; Umfassungswände massive; Dach Stroh; Zustand schlecht; Raum für 2 Pferde, 2 Kühe

  • 1867 – 1918, Eigentümer: Christian Holst (Quelle: LAS, Abt. 309, Nr. 1952, Pos. 86; LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 66)
  • 1918 – 1928, Eigentümer: Christian Holst jun. (Quelle: LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 66)
  • 1928 – 1933, Eigentümer: Margarethe Holst, geb. Neve (LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 454)
  • 1933 – 1966?, Eigentümer: Jens Friedrich Jensen (LAS, Abt. 324.7, Nr. 699, Blatt 402)
  • 1966 – 2020, Fam. Homan
  • 2020 – , Fam. Rasche

Das doch recht hohe Alter erklärt unsere bisher hinter Rigips versteckten Funde:

Was wissen wir über das Haus …

so um 1900 …

Eigentlich wissen wir so gut wir gar nichts von dem Haus. Baujahr – unbekannt. Überliefert ist, dass es vor 1850 erbaut wurde. Wann? Keine Infos. Allerdings ist es bis ca. 1963 noch rein landwirtschaftlich genutzt worden. Danach hat es der Vorbesitzer erworben und angefangen, das Haus nach damaligen Vorstellungen für seine Familie umzubauen.

Natürlich gibt es so gut wie keine Unterlagen. Pläne – nein, Statik – Fehlanzeige, Baugenehmigungen – natürlich nicht.

Aber man hat ja Bestandswahrung und das Haus steht in dem Zustand seit 1966. Also was soll schon passieren.

Hier mal eine Liste unseres Kenntnisstands:

  • Klassisches Hallenhaus mit Lohdiele, Pesel, Kammer und Döns
    • Definitiv vor 1850 erbaut
    • In weiten Teilen noch erhalten und erkennbar
  • 1966 komplett saniert und dabei stark umgebaut
    • Teil der Lohdiele abgemauert zum Wohnzimmer (hier gibt es jetzt doppelte Wände). Dabei sind leider ein paar Ständer entfernt worden. Die Originaldeckenbalken sind allerdings noch erhalten, aber über einen Oberzug und einen Betonpfeiler abgefangen.
    • Ähnliches in der Garage (s.u.). Auch hier ist die Stabilität der Decke (hoffentlich ;=) ) über zwei Oberzüge gesichert. Dadurch haben wir zwei Pfeiler weniger und viel Platz.
    • Pesel und Kammer sind zu 3 Zimmern zusammengelegt mit interessanter Raumaufteilung. War wohl den 3 Kindern des Vorbesitzers geschuldet.
    • Der Schornstein ist im Dachbereich entfernt worden, im Erdgeschoss aber noch vorhanden und hinter einer Leichtbauwand versteckt.
    • Mindestens zwei Ständer in der Lohdiele sind durch eine Ziegelwand ersetzt worden
    • Teile der Außenwand sind ersetzt worden. Ca. 50% scheint aber noch original.
    • Alle im Wohnbereich verbliebenen Ständer sind hinter Leichtbauwänden versteckt
    • Die Scheune (Anbau neben der Lohdiele) ist teilweise als Garage und Lager umgebaut. Ein Teil ist vom Wohnbereich zugänglich und nun das Bad.
    • Fenster und Terrassentür im Wohnzimmer und Küchenaußentür leider nicht passend zum Haus
    • Reetdach ist in Teilen in einem sehr guten Zustand, in Teilen auch kurz vor der Notwendigkeit des Austauschs
    • Dachboden ist komplett frei zugänglich. Der Dachstuhl scheint ein wenig geneigt (Sturmschaden?) und ist schon zu großen Teilen mit zusätzlichem Gebälk verstärkt.
    • Das Ganze ist also in einigen Teilen nicht schön, hat aber den Vorteil, dass man eigentlich mit lediglich ein paar Schönheitsreparaturen das Haus bewohnen könnte.
  • Es gehört noch ein Pferdestall (sicherlich nicht aus dem 19 Jahrhundert) und ein kleine Koppel dazu.