Wie ist der Plan …

Die vage Idee sich ein „Ferienhaus“ zuzulegen haben wir in den letzten Jahren mehr als einmal diskutiert. Aber irgendwie sind wir nie so weit gekommen, dass wir konkrete Pläne schmieden konnten. Welches Land, wie groß, für die ganze Familie, …

Dann kam Corona und wir haben unsere momentane Situation nochmal überdacht. Vor einigen Jahren hat es uns aus Hamburg über Seattle und Bosten gen Schwaben verschlagen. Eigentlich fühlen wir uns in der süddeutschen Diaspora recht wohl und genießen die nahen Alpen, die freundlichen Leute, das Wetter … Aber, es ist doch ganz anders als im Norden und es stellte sich die Frage, ob wir unser Altenteil (sind noch ein paar Jahre, aber man muss ja mal nachdenken) hier, oder vielleicht doch lieber im Norden verleben wollen. Dank Corona wurde der Plan uns ein wenig Offroad in Albanien und Montenegro zu bewegen ein wenig schwierig. Somit sind wir im Mai ein paar Tage gen Norden gefahren, haben alte Freunde, Mütter und Kinder besucht.

Und es hat uns so richtig gut gefallen!!

Ziemlich spontan kam die Idee auf, vielleicht finden wir ja eine nette Immobilie im Norden, nicht zu weit von der Nordsee, mit viel Charme … Noch am gleichen Tag bei diversen Immobilienportalen registriert. Angebote gab es viele – der Charm war bei den meisten Häuschen evtl. nicht ganz so ausgeprägt.

Wieder im Süden entwickelte sich so ganz sutsche die Idee: vielleicht etwas historischen, mit Reet, ein Friesenhaus. Nach ausgiebigem Studium der Angebote wurde schnell klar: RENOVIERTE REETDACHHÄUSER HABEN IHREN PREIS! Und der ist im Zweifelsfall zu hoch – besonders in Küstennähe. Da haben wohlhabende Investoren aus dem Süden schon zugeschlagen (evtl. sollte ich diesen Satz nochmal überdenken ;=) ).

Die Idee hat uns aber absolut fasziniert und somit ging die Suche nach einem Objekt mit Historie, noch nahe am Originalzustand, bevorzugt gut erhalten los. 4 Wochen später sind wir wieder gen Norden und haben ein paar dieser Schätzchen verteilt über Nordfriesland besichtigt. Das Ergebnis war doch sehr ernüchternd. Die Häuser waren alle in zum Teil erbärmlichen Zustand, insbesondere waren in den vergangenen Jahrzehnten (Hunderten=) bei fast allen Häusern massive Umbauten, oft sehr unprofessionell erfolgt, dass die Motivation zum Kauf doch eher moderat ausfiel. Aber wir hatten gelernt die Immobilienanzeigen ein wenig besser zu interpretieren. Hatte sich also eigentlich doch gelohnt.

Soweit, so gut! 6 Wochen später ein weiterer Versuch. Und diesmal war Haus #2 ein guter Treffer. Im Ortskern, aber doch nur 300m zur Treene, Reet einigermaßen ok, schon einmal etwas saniert (dabei leider die Fenster im sehr unpassendem 70er Jahre Style). Lage und erster Eindruck waren ok. Also sind wir mit einem Bauunternehmer durch und haben ein wenig geplant. Fenster, Bäder, Küche, Elektrik, … muss alles komplett neu. Ein Zimmer war leider komplett mit den Hausanschlüssen verbaut (hätte man aber in den Griff bekommen können) und die Außenwände hatten ein paar Risse. Der Bauunternehmer war recht optimistisch, dass man dass mit ein paar Euronen alles in den Griff bekommt.

Wir waren ziemlich entschlossen, haben dann aber lieber noch eine zweite Meinung von einem weiteren Bauunternehmer und Zimmermann eingeholt. Hier kam das Feedback, dass leider einer der Diagonalsparren ein wenig angegammelt war und leider auch die Hauswand im Firstbereich bereits massive Schäden hatte und wohl auch die Risse daraus resultierten. Alles machbar, aber halt kostenintensiv.

Die Info musste erstmal verdaut werden! Wir haben den spitzen Bleistift zu Hand genommen und geboten, was uns das Haus in dem beschriebenen Zustand Wert erschien. Die Maklerin (in diesem Fall übrigens eine sehr gut informierte Person, die alle meine Vorteile gegenüber dieser Berufsgruppe widerlegt hat) war optimistisch, dass der Verkäufer auf das Angebot eingeht. Zwei Tage später der Anruf, dass uns ein weiterer Interessent deutlich überboten hat. Nun ja, wir hätten mehr bieten können, haben wir aber nicht, da es uns nicht sinnvoll erschien.

Also eine weitere Runde. Dieses mal war ein schönes L-förmiges Haus dabei, das laut Maklerin (dieses mal leider eine Vertreterin, die alle unsere Vorurteile vollständig bestätigt hat) weitestgehend saniert sei, fast neues Reetdach, fertig zum Einzug sozusagen. Dafür war der Preis des Hauses evtl. etwas zu gering … Aber was soll man sagen, es war irgendwie Liebe auf den ersten Blick. Ein Ständerhaus (Hallenhaus) mit niedriger Reetdachtraufe. Weitestgehend durchrenoviert (evtl. ein wenig kostenoptimiert), akzeptables Bad, Fußbodenheizung, recht neuer Heizkessel, und wir haben trotz intensiver Suche keine feuchten Wände oder Ähnliches gefunden. Dachstuhl weitestgehend ok, Reet – naja. Zumindest eine Seite bedarf etwas Auffrischung.

Einziger Nachteil: liegt direkt innerorts an einer Bundesstraße. EGAL: wir haben in Hamburg direkt an der Bahn gewohnt. Also umgehend ein Angebot abgegeben und auch die Zusage der Verkäuferin bekommen. Dank der doch sehr eigenwilligen Unterstützung der Maklerin ist es in der Folge leider zu diversen Missverständnissen mit dem Verkäufer gekommen. Nachdem wir die Maklerin außenvor gelassen haben, hat es dann geklappt und 4 Monate später war der Kauf abgeschlossen und wir besitzen seit dem ein Refugium im Norden!